Hartley Coleridge

1796 – 1849           Großbritannien

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In Übersetzungen von

Willi Schantel

 

 

 

An einen Freund

 

Wir schieden auf den Bergen wie zwei Wasser
Aus einer Quelle sich getrennt verzweigen
dein schneller Lauf war wie Zigeuner`s Geigen
von Land zu Land wo Padus silbernblasser

Glanz aufsteigt an den Himmel dessen Strahlen
das Haar aus Gold erst ganz zum Leuchten bringen
Petrarcas Reime seiner Liebsten Lieder singen
Und Ariostos Worte Bilder malen

In warmer Luft. Doch mein Lauf blieb gesetzt,
ich blieb in meinem eignen engen Tal,
hab langsam fließend jede Bucht benetzt

besah die Blumen, den Najadensaal.
Wir fließen wieder gleich, wenn auch versetzt
und teilen dick und dünn wie dazumal.

 

 

 

 

Lass mich nicht denken dass ich sinnlos sei
oder nur Zufall war, dass das Geschick
beim Fädenspinnen einen Augenblick
nicht hinsah und dann dachte „einerlei“.

Noch jeder Regentropfen, grau wie Blei
Hat seinen Zweck und seinen Platz im Stück
Weiß seinen Halm und fällt nicht ohne Glück
Nur um zu fallen, -- weiter nichts dabei.

Den Schatten den ein Käferflügel streut
Bemerkt das Veilchen nicht , doch tanzt er fort
Verspürt es mehr der Leichtigkeit im Heut.

Sein Streifen zeugte mehr als jedes Wort
vom Licht. Wie kann ein Funken Ewigkeit
da nutzlos sein, egal an welchem Ort?

 

 

November

 

Altweibersommer eilt dem Ende zu
Die Vögel pfeifen fast schon `s letzte Lied
Die Noten zittern fröstelnd, sie sind müd –
Wind kommt, er schlägt vom Schnee den Takt dazu.

Die Hagebutte, - zeitlos schön - erblüht
am Morgen jetzt im Rauhreif. Sommers Ruh
fand seinen Platz dort, doch ein Deja Vu
von Wärme bleibt, wo sie in rot erglüht.

Im kühlen Schein vom schwachen, kurzen Tag
schuppt dunkles Wasser sich und reflektiert,
umbragefärbtes Laub, wie`s nun vermag

Fließen zu dämmen, das kein Ufer führt.
Und das Gehölz im windgezausten Hag
hat Efeuschlingen sich als Laub gekürt.

 

 

 

 

Freunde, ich weiß genau, blickt ihr auf mich
seht ihr den toten Vater und nicht mehr –
und hätt` ich seinen Namen nicht, wäre nicht er
in mir, dem Blatt das seinem Ursprung glich,

wär meine Dichtkunst wertlos lächerlich.
Dennoch sang ich von Liebe, neu und hehr,
wollt wunde Herzen heilen, wünschte sehr,
dass nur durch meine Kunst der Schmerz entwich.

Das war mein Ziel. Und doch sitz ich allein,
zähl Ideen wie ein Geizhals Kupfergeld,
und wünscht mein armer Witz könnt`Einsatz sein,
am Glücksrad, wies ein Narrendiener hält:  

Ihr liebt in mir den Vater, kennt ihn nicht,
Ehrt mich um ihn, liebt mich für mein Gedicht.